In einem kurzen
Grußwort wies Hella Dunger-Löper, Staatsekretärin für Stadtentwicklung
in Berlin, darauf hin, dass das Land Berlin trotz nahezu leerer Kassen,
erhebliche Mittel in den Aufbau einer Geodateninfrastruktur (GDI)
investiere. Man verspreche sich davon langfristig mehr Effizienz in
Verwaltungsprozessen und bessere Dienstleistungen für Bürger und
Wirtschaft, auch wenn jetzt kurzfristig Kosten entstehen. „Die Mittel
für die GDI stehen uns nur durch Umschichtungen im Haushalt und
Einsparungen an anderer Stelle zur Verfügung“, sagte Dunger-Löper. Dies
zeige, dass die Politik um die Bedeutung geografischer Daten weiß und
in deren bessere Verfügbarkeit investiere. In Berlin sei der Aufbau der
GDI zudem Teil der länderübergreifenden Zusammenarbeit mit Brandenburg.
Dieser länderübergreifende Aspekt wurde im Laufe des Tages von
verschiedenen Referenten aufgegriffen. Hagen Graeff, Geschäftsführer
des Hamburger Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung und in
Personalunion Präsident des Deutschen Vereins für Vermessungswesen
(DVW), gewährte einen Einblick in die Zu-sammenarbeit von Hamburg,
Niedersachsen und Schleswig Holstein unter der Über-schrift
„Metropolregion Hamburg.“ Dabei verschwieg Graeff nicht die
Schwierigkeiten, wenn es darum geht, öffentliche Geodaten aus
verschiedenen Quellen im Rahmen einer GDI zusammen zu führen. Als
Beispiel nannte er die in den Ländern unterschiedlichen, historisch
gewachsenen Regeln, um etwa Naturschutzgebiete farblich zu markieren.
„An diesen Stellen müssen sich immer alle Beteiligten bewegen.“
Ähnlichen Herausforderungen sehen sich Kommunen gegenüber, die über
ihrer ei-genen Grenzen hinaus Planungen und damit geografische Daten
vernetzen wollen und zunehmend auch müssen. Beispiele interkommunaler
Kooperation wurden auf dem Geoforum aus allen Teilen der Republik
präsentiert. Projekte gibt es sowohl im ländlichen Raum wie Dr. Ulrich
Huber vom Landratsamt Cham (Bayern) zeigte, wie auch im Ballungsraum
Frankfurt/Rhein-Main: Dr. Norbert Riether erläuterte hier Arbeitsweise
und Bedeutung des Kartenservers des regionalen Planungsverbandes.
In einem Grundsatzreferat über Geoinformationen und ihre politische
Bedeutung hatte schon zuvor Dagmar Hesse, Ministerialrätin am
Bundesinnenministerium, für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von
Bund, Ländern und Kommunen geworben und zahlreiche Aufgaben genannt,
für die funktionierende Geodateninfrastrukturen auf allen Ebenen
unabdingbar seien. Hesse hob die Stadtentwicklung hervor, die vor dem
Hintergrund eines demografischen Wandels, kombiniert mit zunehmender
Landflucht parallel für wachsende und schrumpfende Regionen sorge, die
jeweils auf ganz unterschiedliche Weise gefordert seien. Als weitere
Beispiele nannte sie den Bereich des Lärmschutzes, in dem europäische
Richtlinien aktuell neue Aufgaben für die Kommunen bringen sowie das
Feld der erneuerbaren Energien. Hier seien in den Planungsprozessen
stets zahlreiche Interessen zu berücksichtigen, die sich nicht zuletzt
in geografischen und raumbezogenen Daten aus unterschiedlichen Quellen
niederschlagen.
Auch Michael Freytag als Hamburger Senator
für Stadtentwicklung und Umwelt unterstrich die Bedeutung von Geodaten
in komplexen Planungsprozessen und stellte ausführlich die Hamburger
Hafen-City vor. Bei diesem Projekt sollen weite Teile des Hafengebietes
entlang der Elbe in zentraler Stadtlage als Wohn- und Büro- und
Einkaufsviertel erschlossen werden. Herausragendes Aushängeschild des
Vorhabens ist der Bau einer Philharmonie mit spektakulärer
Dachkonstruktion auf dem Sockel eines historischen Lagergebäudes.
Hamburg will sich nach den Worten Freytags damit in eine Reihe stellen
mit weltbekannten Metropolen, wie beispielsweise Sidney, das nicht
zuletzt aus der Hafen-Skyline mit seiner gewagten Architektur der Oper
seit Jahrzehnten einen großen Image-Gewinn ziehen kann.
DDGI-Präsident Dr. Bodo Bernsdorf zog ein durchweg positives Fazit des
ersten Deutschen Geoforums. Es sei gelungen, das Thema aus den
Fachzirkeln hinaus, auf eine politische Ebene zu befördern. „Daran
müssen wir als Dachverband weiter arbeiten, um die Bedeutung von
Geodaten und Geodateninfrastrukturen noch stärker ins Bewusstsein der
Öffentlichkeit und der politischen Entscheider in Bund, Ländern und
Kommunen zu rücken.“
Nach Wunsch des DDGI-Vizepräsidenten Dr. Gerd Buziek soll sich das GeoForum als deutschlandweite Plattform für Vertreter aus Bund, Länder, Kommunen und der Wirtschaft etablieren. „Anhand der zukünftigen regelmäßigen Fokussierung auf unterschiedliche fachliche Schwerpunkte stärken wir so den Geoinformationsstandort Deutschland, identifizieren Handlungsfelder und fördern damit die kontinuierliche Entwicklung unseres Fachgebietes. Darüber hinaus wird das Thema Geodaten und Geodateninfrastrukturen (GDI) auf Bundesebene und bei politischen Entscheidungsträgern bekannter gemacht“, so Buziek.
Künftig
will der DDGI regelmäßig mit verschiedenen Schwerpunktthemen zum
Deutschen Geoforum nach Berlin einladen. Ein Abschlusskommunique sowie
sämtliche Vorträge der Referenten dieses ersten Geoforums stehen am
Ende dieser Pressemitteilung zur Verfügung.
Erläuterungen:
GDI
Der Begriff Geodateninfrastruktur (GDI) bezeichnet eine Sammlung von
Standards und Regeln, die es einem Anwender erlauben, digitale
geographische Daten aus unterschiedlichen Quellen und von
ver-schiedenen Internetservern lediglich mit Hilfe eines
Internetbrowsers zu beziehen, darzustellen und zu verknüpfen.
Beispielsweise erlaubt es eine funktionierende GDI, topographische
Daten vom Server eines Landesvermessungsamtes mit Flächennutzungsplänen
verschiedener Kommunen zu kombinie-ren, die direkt von den Servern der
Kommunen bezogen werden. Weitere beliebige Zusammenfüh-rungen von Daten
aus unterschiedlichen Quellen sind denkbar. Eine GDI kann wie in dem
skizzierten Beispiel öffentlich im Internet sein, sie kann aber auch
nur einem beschränkten Nutzerkreis (Intranet) zur Verfügung stehen,
etwa innerhalb einer Verwaltung, eines Zweckverbandes oder auch nur
inner-halb eines Unternehmens. Eine GDI setzt voraus, dass alle
Datenbestände gemäß den Regeln der GDI vorlegen und über Metadaten
recherchierbar sind.
DDGI e.V.
Der
Deutsche Dachverband für Geoinformation e.V. (DDGI) ist ein
Zusammenschluss von Unternehmen, Behörden und wissenschaftlichen
Einrichtungen sowie natürlichen Personen, die es sich zum Ziel gesetzt
haben, die Öffentlichkeit sowie politische Entscheider über die
Bedeutung von Geoinformationen aufzuklären. Der DDGI fördert
interdisziplinäre deutsche Interessen im Bereich Geoinformation,
vertritt diese offiziell, regt den Aufbau und die Anwendung von
Geoinformationen auf nationaler und internationaler Ebene an und
koordiniert diese. Der Verband versteht sich als Treffpunkt und
Technologienetzwerk für Forschung und Entwicklung, Lehre, behördliche
Institutionen, den Handel, die Wirtschaft und Privatpersonen aus der
Geoinformatikbranche.
CeGi GmbH
Die CeGi Center
for Geoinformation GmbH mit Sitz in Dortmund ist eine spezialisierte
Unternehmens-beratung. Als Kommunikations- und Koordinierungsplattform
tritt sie für die Entwicklung von innovativen
Geoinformationsanwendungen in Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher
Hand ein. Sie ist vor allem in den Bereichen Aufbau von
Geodateninfrastrukturen, Vermarktung von Geodaten und Geo-marketing
tätig und fungiert durch Veranstaltungen und eine kontinuierliche
Pressearbeit vornehmlich als Verstärker in Richtung Öffentlichkeit.
Download dieser Pressemitteilung
Download der Vorträge:
Grundsatzreferat - Frau Hella Dunger-Löper, Staatsekretärin für Stadtentwicklung Berlin
Grundsatzreferat, Geoinformationen und ihre politische Bedeutung - Frau Dagmar Hesse, Ministerialrätin Bundesministerium des Innern
Grundsatzreferat, Schwierigkeiten und Chancen von Kommunen im GeoBusiness - Roland Schäfer, Präsident Deutscher Städte- und Gemeindebund
GDI-Hamburg/Schleswig-Holstein und der Metropolregion Hamburg, Dipl.-Ing. Hagen Graeff, Geschäftsführer Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV), Hamburg
Geodaten in eGovernmentprozessen, Volker Cordes, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin
Kartenserver des Planungsverbandes Ballungsraum Frankfurt/Rhein/Main - Dr. Norbert Riether, Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein/Main
Kommunale Geodateninfrastrukturen am Beispiel des interkommunalen Geoinformationssystems des Landkreises Cham - Dr. Ulrich Huber, Landratsamt Cham
Branchenspezifische Webanwendungen - GDI wertschöpfend nutzen - Jürgen Dressel, GeoDok GmbH
Geodateninfrastrukturen und verteilte GeoServices am Beispiel des Geodatenshops Barnim - Peter Ziegler, Landkreis Barnim Kataster- und Vermessungsamt
Kreisliches GeoGovernment - Portal und Vermarktung kommunaler Geodaten im Landkreis Oberhavel - Axel Walther, Kreisverwaltung Oberhavel
Metropole Hamburg - wachsende Stadt, Senator Dr. Michael Freytag, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt Hamburg
Umfassende GIS-Services eines EVU für Kommunen und Landkreise - Richard Schwarz, Teamleiter Informationsverarbeitung, EnBW Ostwürttemberg DonauRies AG
Die "neue" Geoinformationsinitiative Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler - Chancen für die GIS-Region Bonn? - Dr. Ulrich Ziegenhagen, stellv. Leiter des Bonner Amtes für Wirtschaftsförderung
Einheitliche 3D-Stadtmodelle und Mobilfunk, Rüdiger Drees, T-Mobile Deutschland GmbH